Autor: Klaus Neumann / Aktualisiert am: 18.11.2023
Tibet Dogge Charakter, Erziehung und Haltung
Die Tibet Dogge, auch als Tibet-Mastiff bekannt, zählt zur FCI-Gruppe 2 der Molosser und hat ihren Ursprung in Tibet. Die einheimische Bezeichnung für diese Rasse ist „Do-Khyi“, was so viel wie „ein Hund zum Anketten“ bedeutet.
Laut Rassestandard soll die Schulterhöhe der Tibet-Dogge mindestens 61 – 66 cm betragen, das Gewicht sollte dabei zwischen 50 und 60 kg liegen. Die Tibet-Dogge hat ein dickes Fell mit mittellangen Haaren und einer ausgeprägten Unterwolle.
Fellpflege
Eine regelmäßige Fellpflege durch Bürsten von klein an ist unbedingt notwendig. Durch ihr dickes Fell ist die Tibet-Dogge wetterunempfindlich und freut sich selbst bei Temperaturen von – 30 °C darüber, im Freien spielen zu können.
Die Fellfarbe kann sehr stark variieren, von tiefschwarz über schwarz-lohfarben bis zu braun. Aber auch verschiedene Goldschattierungen, grau, grau mit goldfarbenen Abzeichen, blau-lohfarben und andere Färbungen sind möglich.
Für die Tibeter ist ein weißer Brustfleck ein gutes Zeichen, es ist für sie ein Symbol für ein tapferes Herz.
Und um die Hunde zudem noch größer und bedrohlicher erscheinen zu lassen, aber auch als ein Zeichen des Schutzes, fertigen die Tibeter ihnen aus den feinsten Haaren eines Yakschwanzes ein rotgefärbtes wolliges Halsband.
Ein typisches Merkmal der Rasse ist, dass der Zyklus der Hündin nur einmal jährlich auftritt.
Geschichte der Tibet Dogge
Der Ursprung der Rasse geht bis zum Beginn der Geschichtsschreibung und sogar noch weiter zurück, deshalb kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass die Tibet-Dogge der Vorfahre mehrerer moderner Hunderassen ist.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Rasse das fehlende Verbindungsglied zwischen den Mastiff-Rassen und den großen Herdenschutzhunden ist, schließlich kommt das Ausgangsmaterial für den alten Mastiff auch aus Tibet.
Allerdings trägt die Tibet-Dogge im Gegensatz zu diesen ihre Rute über den Rücken gerollt und hat auch ein längeres Fell.
Bereits der griechische Dichter und Philosoph Aristoteles schrieb über die Tibet-Dogge, sie sei mit “…kolossalen Knochen, muskulös, schwer, großköpfig und mit breiter Schnauze ausgestattet…”. Schon mit Alexander dem Großen gelangten sie von Tibet aus nach Europa und wurden dort zum Stammvater vieler heutiger Mastiffs und Herdenschutzhunde.
Der berühmte venezianische Asienreisende Marco Polo schrieb im Mittelalter, die Tibet-Dogge sei “…groß wie Esel, vorzüglich zur Jagd, namentlich der wilden Ochsen (Yaks)…”.
Obwohl es sich bei der Tibet-Dogge um einen typischen Gebirgshirtenhund handelt, der sowohl dem rauen Klima und dem unwegsamen Gelände als auch dem von ihm zu beschützenden Vieh und dessen Feinden, den Bären und großen Raubkatzen hervorragend angepasst ist, wird sie in der Hundeliteratur seitdem häufig als beängstigend großer Vorfahre aller Kampf- und Hirtenhunderassen beschrieben.
Die heutige Rasse ist möglicherweise dadurch entstanden, dass die Tibeter den Ursprungstyp mit anderen Rassen vermischt haben.
Da es jedoch weder Zuchtbücher noch andere schriftliche Aufzeichnungen darüber gibt, ist die genaue Herkunft der Tibet-Dogge bis heute nicht hundertprozentig geklärt. Fest steht aber, dass die Ureinwohner Tibets sowie deren religiöse Führer, die Lamas, zwei unterschiedliche Mastifftypen kannten und benutzten.
Der erste Typ war ein beweglicher Herdenschutzhund und wurde als “Bhotia” bezeichnet, der andere Typ hiess “Tsang Kyi” und war ein sehr großer Hund, der über viele Jahrhunderte den Grundbesitz von Adel und religiösen Gemeinschaften beschützte.
Diese Hunde wurden bereits im Alter von zwei Monaten tagsüber angekettet, um sie dadurch angriffslustiger zu machen.
Durch das Anketten und durch die Einschränkung des natürlichen Bewegungsraumes der Hunde wurde die Aggression der Tiere so sehr verstärkt, dass sie in den Ruf kamen, eine ganze Stadt schützen zu wollen.
Nachts dagegen ließ man die Hunde frei herumlaufen. Das hatte zur Folge, dass sich die Rasse bei einer Herausforderung zwar rücksichtslos verteidigt, sich aber in der Regel anderen Hunden und den Haustieren gegenüber friedlich verhält.
Die Viehhirten hielten zumeist kastrierte Rüden, da diese um einiges größer werden als unkastrierte Exemplare.
Handelte es sich um besonders aggressive Tiere, wurden sie dazu benutzt, die Paläste zu bewachen.
Die Moderne Tibet-Dogge gelangte gegen Ende des 19. Jahrhunderts erstmals nach Europa. Um 1880 besaß der damalige Prince of Wales zumindest ein Exemplar. In den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts wurde der englische Rassestandard festgelegt und der amerikanische Präsident Eisenhower erhielt seinerzeit zwei Tiere als Geschenk vom Dalai Lama.
Zu Beginn der Siebzigerjahre gelangten durch Drogenschmuggler vermehrt Tibet-Doggen in die Vereinigten Staaten..
Der Stoff wurde unter doppelten Böden in den Hundetransportbehältern versteckt und da die Schmuggler nur die größten und angriffslustigsten Tiere benutzten, traute sich kein amerikanischer Zollbeamte, diese Kisten näher zu untersuchen.
Ein positiver Effekt dieser Aktionen war, dass dadurch viele Tiere nicht in die Hände der chinesischen Besatzer Tibets und von dort eventuell auf diverse Speisezettel, sondern von wirklich interessierten Züchtern gelangten.
Aber auch auf regulärem Wege fanden viele Hunde in die USA. Dort werden sie hauptsächlich als Familienhunde benutzt, aber auch als Wach- und Schlittenhunde kommen sie dort zum Einsatz.
Von dort, später aber auch von Nepal aus, gelangten in den Siebzigern die ersten Exemplare nach Deutschland. Mittlerweile ist die Tibet-Dogge in vielen europäischen und asiatischen Ländern als eigenständige Rasse anerkannt und in Europa sowie in Nordamerika haben sich nationale Zuchtorganisationen gegründet.
Wesen der Tibet Dogge
Die Tibet-Dogge ist mutig und ausdauernd, mit einem ausgeprägten, nach außen gerichteten Schutzinstinkt. Trotzdem ist sie ihrer Familie gegenüber sehr sanft.
Voraussetzung dafür ist allerdings eine frühe Sozialisation und Erziehung sowie ein enger und verständnisvoller Kontakt mit den Menschen, denn schließlich werden aus niedlichen, einem Teddybären recht ähnlichen Welpen einmal sehr große und kraftvolle erwachsene Hunde mit einem stark entwickelten Territorialinstinkt und Verteidigungstrieb.
Ist diese notwendige Erziehung gegeben, können sie gutwillige und treue Hausgenossen werden, die Kindern gegenüber sehr geduldig sind. In ihrer Heimat wird die Tibet Dogge sogar von kleinen Kindern kontrolliert und geführt.
Fremden gegenüber ist die Tibet Dogge misstrauisch und aggressiv.
Da dieser intelligente Hund die angeborene Selbstständigkeit eines Hirtenhundes besitzt, muss er durch eine konsequente und einfühlsame Erziehung die Unterordnung lernen.
Erfahrene Züchter empfehlen Paarungen ausschließlich von genetisch gesunden Tieren. Neben diesen körperlichen Eigenschaften sollten Zuchttiere auch einen ausgeprägten Wachinstinkt unter Beachtung eines ausgeglichenen und familienorientierten Wesens aufweisen.
Um die für die großen Tibet Doggen so typischen Probleme möglichst zu vermeiden, empfehlen die Züchter außerdem ein kontrolliertes Umfeld, eine langsame Gewichtszunahme während des Wachstums und einen ausreichenden Auslauf.
Da die Tibet-Dogge Wetter unempfindlich ist, liebt sie natürlich den Aufenthalt im Freien.
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