Steckbrief / Rasseportrait
Die menschlichen Vorurteile sind wie jene bissigen Hunde, die nur den Furchtsamen angreifen.“
Diese Worte der Schriftstellerin Isolde Kurz helfen, sich dem englischen Bullterrier mit weniger Vorurteilen und damit etwas angemessener zu nähern.
Leider bleibt allein mit dem Blick auf die Kampfhundeverordnungen der meisten Innenministerien der Länder wenig Raum für eine vorurteilsfreie Betrachtung des FCI-Rassestandards Nr. 11.

Wesen der Bullterrier
Der Bullterrier ist von Hause aus sehr menschenfreundlich. Mit Kindern zeigen sie eine unendliche Geduld. Voraussetzung ist allerdings, dass der Hund von Anfang an äußerst konsequent erzogen und frühzeitig mit Menschen, anderen Hunden und Haustieren sozialisiert wird.
Trotzdem kann der Bullterrier Fremden gegenüber misstrauisch sein und Artgenossen gegenüber sogar gefährlich angriffslustig werden.
Da seine Rauflust nur schwierig zu bändigen ist, sollte schon beim Kauf sorgfältig die Einstellung des Züchters überprüft werden.
Dieser athletische Hund benötigt nicht nur ausreichende Beschäftigung durch Spiel und Spaziergang, sondern auch genügend Aufmerksamkeit seines Menschen.
Bereits die Welpen sind erstaunlich kraftvoll und stecken voller geballter Energie, sodass sie in ungeübten oder falschen Händen schnell aus der Hand geraten können.
Der Bullterrier ist von Natur aus ein harter und furchtloser Schutzhund, der niemals mannscharf gemacht werden darf.
Er greift zwar selten von selbst an, verteidigt aber unbarmherzig das, was man ihm seiner Meinung nach anvertraut hat.
Obwohl er eigentlich eine furchteinflößende und wilde Erscheinung hat, wurde er nicht nur in der Werbung und bei Cartoonisten durch sein manchmal clownhaftes Verhalten sehr beliebt.
Schon der berühmte amerikanische General Patton hatte während des Zweiten Weltkrieges ständig seinen Bullterrier “Willie” in der Nähe und auch einer der früheren Präsidenten dieses Landes, Theodore Roosevelt, ließ sich bei seinen Spaziergängen von einem Bullterrier begleiten.
Er ist, wenn er vernünftig erzogen wurde, ein wunderbarer Menschenhund und außerordentlich angenehmer Familienhund, der selbstbewusst und unempfindlich, aber dennoch empfindsam ist.
Auch heute noch steht er im Wettbewerb mit seinesgleichen, allerdings nicht mehr als Kampfhund im Pit, sondern als Schauhund auf Ausstellungen.
Bullterrier spielen körperbetont und das wird unter Umständen von anderen Hunden falsch eingeschätzt.
Menschen gegenüber ist der Hund vertrauensvoll, außerordentlich freundlich und geradezu anhänglich. Er sucht die Zuwendung einschließlich des körperlichen Anschmiegen. Verschmust, kann er gut an der Seite der Familienmitglieder entspannen.
Früh zeigt er einen ausgeglichenen und stabilen Charakter; Kinderfreund, Tierfreund, und Charmeur – ein Bullterrier ist vielseitig.

Er belebt das Familienleben durch seine Fröhlichkeit und offene Art. Ganz selten ist sein Bellen zu vernehmen.
In seiner Seele sind zwei Charaktere: der temperamentvolle Terrier und der Einschlag der Bulldogge.
Vorurteile
Mit dem Stigma des „gefährlichen Hundes“ müssen die Tiere und ihre Halter fortan leben. Beim Liebäugeln mit dem Bullterrier wollen die Beschränkungen vorab realistisch und kritisch bewertet werden.

Haltung, Zucht und Import der Bullterrier ist in vielen deutschen Bundesländern wie auch im benachbarten Ausland drastisch erschwert oder völlig verboten!
Und das bevorstehende Zusammenleben kann eine Menge Schwierigkeiten mit sich bringen – ein hysterisches Umfeld, Probleme bei der Wohnraumsuche, Anfeindungen mit und ohne Beteiligung anderer Hunde sind Beispiele hierfür.

Wie jeder Hund kann ein erwachsener Bullterrier ebenfalls nur auf 42 Zähne zurückgreifen. Das gilt für den Dackel (Teckel) ebenso wie für den hier beschriebenen „Kampfhund“.
Und etwa gleichauf mit dem Dackel wird der Bullterrier bezüglich der Beißhäufigkeit in unterschiedlichen Statistiken geführt – einzig das Image der beiden Hunderassen ist grundverschieden.
Dabei ist das Beißen eines Hundes der Ausdruck von Todesangst – per se wird kein Hund kämpfen oder töten, außer es sei für das Weiterleben unabdingbar.
Geschichte
Hier liegt der Hund begraben: Bullterrier werden im frühen Mittelengland, neben ihrer Verwendung als Dachs- und Rattenjäger, für Hundekämpfe gezüchtet. Lediglich die Stärksten überleben dieses grausame und für damalige Verhältnisse „normale“ Schauspiel – welches heute in keiner Weise mehr zu tolerieren ist.
Die Einheit Hundehalter und Bullterrier ist überdurchschnittlich gefordert und dem Tierfreund wird viel abverlangt. Frühzeitige und konsequente Erziehung, verlässliches Führen und vorausschauendes Agieren gehören dazu.
Die Entstehungsgeschichte des Bullterriers begann im 18. Jahrhundert, als man in England begann, Bulldoggen mit Terriern zu kreuzen, um so einen “Bull and Terrier” Kampfhund zu züchten.
Die dadurch entstandenen Nachfahren wurden dann mit dem Whippet und dem English Toy Terrier gemischt, um so die Stärke und die Wildheit der einen mit der Beweglichkeit und der Schnelligkeit der anderen Rasse zu verbinden.
Dabei ist die Rasse eigentlich friedlich und bereit, sich unterzuordnen. Die meisten Berichte über berühmte alte Kampfhunde etwa besagten, dass diese Bullterrier außerhalb des Pits Kämpfe möglichst vermieden.
Einmal wurde geschrieben, dass eine Auseinandersetzung mit einem aggressiven Straßenhund sehr wahrscheinlich nicht der Würde eines bekannten Champions entsprach, da dieser einmal nach einer Herausforderung den Schwanz einzog und nach Hause lief.
Über einen anderen Titelträger wurde berichtet, dass dieser, als er seine Geduld mit einem aufdringlichen Pekingesen verlor, diesen packte und in einen Mülleimer fallen ließ.
Solche Hunde wurden sicherlich nicht darauf gezüchtet, streitlustig und aggressiv zu sein, sondern ausschließlich sich selbst und ihre Familie zu verteidigen. Dies brachte dem Bullterrier sogar den Ruf des „weißen Kavaliers“ ein.

Im Jahre 1887 wurde der erste Bullterrier-Club in England gegründet, das amerikanische Pendant entstand 1907.
In den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts begann man dann auch mit der Farbenzucht, um durch Einkreuzen anderer Farben die mit der rein weißen Farbe verbundene Tendenz zur Taubheit möglichst zu unterbinden.
Leider blieben züchterische Übertreibungen bei dieser Rasse trotzdem nicht aus, der eiförmige Kopf mit den Schlitzaugen beispielsweise wird von vielen Menschen als hässlich empfunden.
Auch sorgten geldgierige Züchter und Leute, die ihr mangelndes Selbstbewusstsein mit einem scharfgemachten Kampfhund steigern wollen, dafür, dass das Sozialverhalten dieser Rasse des Öfteren nicht mehr akzeptabel ist.
So kommt es bedauerlicherweise dazu, dass Mütter ihre Welpen töten, der Deckakt in einen Kampf ausartet oder dass die Welpen sich raufen bis sie bluten.
Erfreute sich der weiße Bullterrier in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einer großen Popularität unter Spielern, ist er heutzutage enttäuschenderweise viel zu oft in den Kreisen der Halbwelt und des Rotlichtmillieus anzutreffen, was sicherlich mit dazu beiträgt, dass die ganze Rasse immer noch von einer großen Anzahl Menschen verteufelt wird.
In den ersten Jahren zeigten Größe, Kopfform und Farbe der Bullterrier noch beträchtliche Unterschiede. Dem Hundezüchter James Hinks aus Birmingham ist es zu verdanken, dass die Rasse in den Fünfzigerjahren des 19. Jahrhunderts standardisiert wurde.
Er verfeinerte den Kampfhund durch Einkreuzung des mittlerweile ausgestorbenen English White Terriers und wahrscheinlich auch des Dalmatiners und des spanischen Vorsteherhundes.
Seine Zuchtauswahl richtete sich auf die weiße Farbe sowie den Körperbau und den Charakter eines Kampfhundes. So entstand ein Hund, der im Vergleich zu seinen Vorfahren kürzere Läufe und einen glatten und längeren Kopf besaß sowie ein ziemlich muskulöses, eleganteres Äußeres mit einem schneeweißen Fell aufwies.

So wurde der ursprüngliche Kampfhund auch zu einem salonfähigen Schauhund. Gleichwohl bewies der Bullterrier zur damaligen Zeit weiterhin seine Fähigkeiten als Kampfhund in der Pit.
Aber auch andernorts zeigte er sein außergewöhnliches Können: Der gestreifte Bullterrier “Pincher” etwa schaffte es im März 1865, eine enorme Leistung bei der Rattenjagd zu zeigen. Er erlegte in 36 Minuten und 26,5 Sekunden die fast unglaubliche Anzahl von 500 Ratten!
Erziehung
Was aus dem Hund letztlich wird, beeinflusst der Mensch.
Unsicherheit erkennt der Hund schnell und nutzt diese konsequent aus – eigensinnig bis stur übernimmt er dann selbst die Führung.
Bullterrier-Besitzer tun gut daran, sich dieser Rasse nur anzunehmen, wenn sie einen festen Willen und einen souveränen Charakter besitzen. Allzu oft werden sie wenig Schmeichelhaftes über ihr Tier hören.
Das kann auch das eigenwillige und untypische Äußere des Bullterriers betreffen. Das sogenannte „Downface“ (das gekrümmte Kopfprofil) gilt als überholtes Schönheitsideal vergangener Tage.
Mit den kleinen, schmalen Augen und den vergleichsweise großen Ohren birgt es Potenzial für gegensätzliche Wertungen. Der Kraftprotz ist muskulös, markant und unverwechselbar.
Pflege des Bullterrier
Sein kurzes und glattes Fell benötigt kaum pflegende Beachtung. Am häufigsten sind weiße Bullterrier anzutreffen. Außer blauen Farbtönen sind alle Kombinationen mit Weiß möglich – sofern die andere Farbe dabei vorherrschend ist.
Größe und Gewicht
Die Größe der Terrier-Rasse ist im Standard nicht festgelegt. Größen unter 35,5 Zentimeter Widerristhöhe bleiben aber den Miniatur Bullterriern vorbehalten und etwa 55 Zentimeter sind ein gängiges Maß. Das entspricht einem Gewicht von bis zu 28 Kilogramm.
Und erneut ist der Halter des Bullterriers gefragt:
Der kleine Gentleman legt gewichtsmäßig rasch zu, wenn die Futtermenge zu groß und die Anforderungen an ihn zu gering gehalten werden.
Bewegung ist das Zauberwort. Abwechslungsreich, fordernd und spielerisch. Spiele auf dem Rasen, das Laufen am Fahrrad sowie beim Joggen und während ausgedehnter Spaziergänge – ohne Übertreibungen.
Der Bullterrier hat kein Interesse am Jagen und bleibt im unmittelbaren Blickfeld des Menschen.