Steckbrief Neufundländer
Der Neufundländer zählt zur FCI-Gruppe 2 der Molosser und wurde auf der Insel Neufundland in Kanada gezüchtet.
Die Anzeige der Waage pendelt sich zwischen 64 und 69 Kilogramm ein, wenn der große Bär mit im Durchschnitt 71 Zentimetern Schulterhöhe darauf zu stehen kommt. Die Neufundländer – Hündinnen bleiben jeweils fünf Zentimeter und circa 15 Kilogramm darunter.
Stattliche Werte des Standards hinter der FCI-Nummer 50. Bereits bei der Geburt ist er ein Pfundskerl, seine etwa fünfhundert Gramm verdoppelt er in der ersten Woche und legt danach beharrlich zu.
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Der Neufundländer beeindruckt nicht ausschließlich körperlich. Seine Wurzeln reichen Überlieferungen zufolge etwa eintausend Jahre zurück. Wikinger brachten seinerzeit große Bärenhunde mit nach Neufundland, auf die im Osten Kanadas gelegene Insel im Atlantischen Ozean.
Hier erwachsen aus heimischen Tieren, denen der Küste Labradors sowie den Neuankömmlingen schließlich die majestätischen Vierbeiner. Im Zuge der Kolonialisierung gewinnen die kräftigen Hunde als Lasten- und Wasserarbeiter große Bedeutung für die hart arbeitenden Menschen.
Herkunft des Neufundländer
Auch beim Neufundländer ist die genaue Vorgeschichte ungeklärt und gab Anlass zu allerlei fantasievollen Geschichten und Überlieferungen. Die sogenannte „Neufundländersage“ erzählt von Indianern, die um 3000 v. Chr. in Begleitung eines mastiffähnlichen Hundes über den Polarkreis zu den Küstenregionen des Nordamerikanischen Kontinents gelangten.
Als um 1001 n. Chr. die Wikinger bis nach Neufundland segelten, hatten sie Hunde ähnlichen Ursprungs, sogenannte „Bärenhunde“ dabei und die Kreuzung dieser beiden Typen war wahrscheinlich der Ursprung der Neufundländerzucht.
Andere Quellen meinen, dass der pyrenäische Berghund oder der portugiesische Wasserhund, die als Begleiter baskischer und portugiesischer Fischer im Laufe des 16. Jahrhunderts in die neufundländischen Häfen gelangten, die eigentlichen Vorfahren waren. Zumindest aber könnten sie zu dem wasserfesten Fell, der ausgezeichneten Wasserarbeit sowie der Größe und der adligen Erscheinung des Neufundländers beigetragen haben.
Zu der Zeit gelangten sehr viele europäische Fischfangschiffe nach Neufundland und da jedes Schiff Bordhunde mitführte, war es gut möglich, dass einige dieser europäischen Hunde auf der Insel verblieben und sich mit den einheimischen „Indianerhunden“ vermischten.
Auf jeden Fall züchteten die Bewohner Neufundlands und Labrador St. John´s bereits damals Hunde als spezielle Helfer der Fischer und es entwickelten sich im Laufe der Jahre zwei verschiedene Typen: der grössere St. John´s Dog, aus dem sich später der Neufundländer und der Landseer entwickelten und der kleinere St. John´s Dog, welcher der Vorfahr des wasserfreudigen und auf das Apportieren spezialisierte Labrador Retrievers ist.
Auch der Neufundländer hat eine natürliche Leidenschaft für das feuchte Element und zusammen mit seiner ebenfalls angeborenen Apportierfreude war der hervorragende Schwimmer der geborene Rettungshund.
Er half nicht nur den Schiffsbesatzungen bei der Arbeit, indem er beispielsweise bei Gefahr für die Netze bellte, sondern rettete auch über Bord gegangene Seeleute vor dem Ertrinken. Zudem schwamm er von Schiff zu Schiff, um etwa Leinen hin und her zu transportieren und apportierte Boote, andere Gegenstände und gelegentlich auch betrunken ins Meer gefallene Seeleute.
Das raue Klima an der kanadischen Ostküste sowie der mit bis zu 21 m extreme Gezeitenunterschied in der Fundy Bay nahe Neufundlands führten dazu, dass man wahrscheinlich vielfach auf die Hilfe dieser Hunde angewiesen war. Neben ihrer Arbeit auf den Schiffen wurden sie auch als Zugtiere verwendet.
Im Laufe des 18. Jahrhunderts gelangten Neufundländer dann mit Handelsschiffen nach England und Frankreich, wo sie auch dort schon recht bald als Schiffshunde bei den Seeleuten sehr beliebt wurden.
Diese frühen Neufundländer waren allerdings im Aussehen noch recht unterschiedlich, meistens kleiner als die heutigen Exemplare und traten mit einer Vielzahl von Farben auf. Nach wahrscheinlich erfolgten Einkreuzungen stabilisierte sich die Rasse dann aber im Laufe der Zeit und es entwickelte sich der noch heute vorhandene große Typ.
1886 gründete sich in England der erste Club für Neufundländer und es wurde der Rassestandard aufgestellt. Ebenfalls im selben Jahr wurde er zum ersten Male ausgestellt. Seine elegante, adlige Erscheinung, der freundliche Charakter sowie die enorme Kraft sorgten dafür, dass der Neufundländer rasch auch bei den Nicht-Seeleuten beliebt wurde.
Der englische Schriftsteller Lord Byron verewigte seinen Neufundländer „Boatswain“ in einem berühmt gewordenen Gedicht, der schottische Schreiber J.M. Barrie hat seinem Neufundländer mit dem Hund „Nana“ in dem weltbekannten Märchen „Peter Pan“ ein literarisches Denkmal gesetzt.
Viele bekannte Persönlichkeiten haben diese Hunde sehr bewundert, darunter z.B.
- Benjamin Franklin
- George Washington
- Robert Kennedy
- Bing Crosby
- sowie die englische Königin Victoria.
Der Neufundländer „Seaman“ begleitete den Forschungsreisenden Meriwether Lewis im Jahre 1804 auf dem Boot Discovery bei einer Expedition den Missouri flussaufwärts. Jedoch wurde der Neufundländer erst ab Mitte der Dreißigerjahre des 20. Jahrhunderts bei der breiten Öffentlichkeit immer beliebter.
Der Neufundländer Club von Amerika versucht durch verschiedene Rettungsübungen, die angeborene Leidenschaft für das Wasser bei dieser Rasse zu erhalten.
Neben Grundübungen wie Apportieren, Leinentragen, Suchübungen nach vermissten Personen und Befolgen von Anweisungen im Wasser gehören für fortgeschrittene Hunde schwierige Lebensrettungsübungen im Wasser dazu.
Manchmal sind sie bei diesen Übungen jedoch etwas übereifrig und wissen nicht, wann die eigentliche Übung beendet ist. Dann kann es vorkommen, dass sie versuchen, normale Schwimmer zu retten und an Land zu befördern. Zudem werden auch noch Tests als Zughunde veranstaltet, wobei die Hunde u. a. einen Karren durch einen Hinderniskurs manövrieren müssen.
An der französischen Atlantikküste werden von der dortigen Küstenwacht besonders leichte und wendige Neufundländer als Rettungsschwimmer ausgebildet. Seine erstaunlichen Fähigkeiten in diesem Metier lassen ihn mittlerweile zu den stärksten Gebrauchshunden weltweit zählen und auch als Familienhund ist er vorzüglich geeignet.
Verwendung
Vielseitig eingesetzt unterstützen sie Fischer, indem sie deren Netze einholen. Sie sammeln ebenso erfolgreich Treibgut – gegenständliches wie lebendiges. Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert sind sie im Ursprungsgebiet nahezu ausgestorben.
In Deutschland sind aktuell rund eintausend Welpen jährlich nachgewiesen. Noch heute retten Neufundländer Schiffbrüchigen das Leben. Der beste Freund des Menschen in einer wahrlich beeindruckenden Rolle. Seine herausragenden Schwimmfähigkeiten und das dem Menschen zugeneigte Wesen lassen den Neufundländer sogar von einem Hubschrauber aus ins Wasser springen.
Die Italiener und Franzosen sind hierbei Vorreiter in Europa. Das Bergen und an Land ziehen von Verunglückten wird in Deutschland in Begleitung eines Rettungsschwimmers geprobt.
Der kräftige Körper, eine Rute zum Steuern und runde Pfoten mit Häuten zwischen den Zehen geben dem Retter eine komfortable Ausrüstung.
Fell
Die Pflege dieses Fells ist aufwendig und ein Aufenthalt in großer Hitze ist für Hunde mit diesem Felltyp eine Qual. Bei den Farben sind ein einfarbiges schokoladenbraun, bronzefarben oder schwarz zugelassen.
Der schwarz-weiß gescheckte Schlag wird vom FCI als eigenständige Rasse, dem sogenannten „Landseer“ angesehen, in England und den USA gilt dieser nur als eine weitere Farbvariante des Neufundländers.
Das Haarkleid ist doppelt, fettig und Wasser abweisend ausgeprägt, mit dichter und weicher Unterwolle. Am Kopf, Fang und an den Ohren ist es kurz. Die Vorderläufe sind lang befedert und die Hinterläufe kräftig behost. Geradezu ölig fühlt sich das Fell an. Ein guter Schutz im Wasser und im Winter, eher einschränkend bei hohen Temperaturen im Sommer.
In der warmen Jahreszeit sind schattige Plätze als Rückzugsmöglichkeit ein Muss. Zudem ist der Eigengeruch des Haarkleides nicht von der Hand zu weisen. Der Pflegeaufwand eines derart großen und adäquat ausgestatteten Fellträgers ist entsprechend.
Sein Fell in den Farben Schwarz, Braun oder Schwarz-Weiß verlangt nach einer Spezialbürste – am besten jeden Tag. Kämme sind hierfür maximal mit groben Zinken geeignet.
Neufundländer Charakter & Wesen
Der Alltag der meisten Neufundländer ist weniger aufsehenerregend gehalten als der von Rettungshunden. Wobei dem friedlichen und ausgeglichenen Familienhund etwas zugemutet werden darf.
Das Bewachen seiner Gruppe ist ein Bestandteil dessen. Unaufdringlich und unmissverständlich, ohne großes Gebell, versieht er diesen Dienst. Infolge der körperlichen Präsenz ist großes Tamtam überflüssig, wenn es geht, bleibt er gelassen. Hierzu passt die Tatsache, dass eine Ausbildung zum Schutzhund für ihn nicht infrage kommt.
Trotz seiner enormen Körpergröße hat er einen relativ bescheidenen Appetit und frisst in etwa so viel wie die meisten Retriever. Ursache dafür ist laut Angaben der Züchter eine gute Futterverwertung sowie sein ruhiger Charakter.
Die Gelassenheit und scheinbare Behäbigkeit des Großhundes mag jedoch darüber hinwegtäuschen, dass auch diese sensible Rasse erzogen werden will. Frühzeitig, stimmig und dabei liebevoll.
Eigene Entscheidungen und die Arbeit fern der Menschen gewohnt, ist von ihm die Augenarbeit nicht abzurufen. Dennoch erreichen selbst Hundehalter mit weniger Erfahrungen gute Umgangsformen des Vierbeiners. Besonders dem jungen Tier liegt es im Blut, den eigenen Willen durchsetzen zu wollen.
Sehr früh beginnende Erziehungsanstrengungen verhelfen hier zum gewünschten Entwicklungspfad. Der Neufundländer entwickelt sich so zu einem liebenswürdigen und unternehmungslustigen Begleiter.
Der im Charakter vorbildlich gefestigte Hund ist ein Freund von Spielen, die seiner Apportierfreudigkeit entgegenkommen.
Er freut sich über ausgedehnte Spaziergänge, sucht die aktive Beschäftigung. Gern im nassen Element. Zum Wildern und Jagen fehlt es dem Neufundländer an Antrieb und er gibt sich verträglich mit allen Vier- und Zweibeinern jeden Alters.
Bei allem Wohlwollen-Eltern sind allein wegen der Größe des Bären aus dem Norden gut beraten, stets ihre kleinen Kinder zu beaufsichtigen. Auch ein unbeabsichtigtes dummes Missgeschick kann Narben hinterlassen.
Für einen Großhund wie den Neufundländer ist es ungemein wichtig, die Lebensplanung des Hundehalters an die Lebenserwartung des Tieres (bis zu zehn Jahre) anzupassen. Aufgrund der Ansprüche an Unterkunft und Verpflegung fällt es schwer, eine annähernd würdige Ersatzunterbringung für den Hund zu finden – falls es zum Äußersten kommt.
Beispielsweise ersetzt keine kleine Wohnung in einem städtischen Umfeld ein großes ländliches Grundstück mit der Möglichkeit, tagsüber draußen verweilen zu dürfen.
Der Neufundländer hält sich sehr gern im Freien auf und nur als vollwertiges Mitglied der Familie fühlt er sich wirklich glücklich. Ansonsten stellt er nur wenig Ansprüche und zeichnet sich als ein liebenswürdiger Haus- und Familienhund aus.
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