Die Filmwelt der 20er Jahre brachte nicht nur menschliche Wesen als Stars hervor, auch den Vierbeinern gehörte ein kleiner Teil dieser neuen Leinwandära.
Während der heute fast völlig vergessene Schäferhund Strongheart ( Etzel von Geringen) Anfang der 20er Jahre schon Filmruhm einheimste, reiste Rin Tin Tin während dessen mit einer wenig erfolgreichen Hundedressurnummer durch die Vereinigten Staaten.
Ursprünglich stammte der stattliche Rüde aus Nordfrankreich, wo ihn sein Herrchen und Trainer, Lee Duncan, am Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918, als Welpen in einer verlassenen deutschen Stellung aufgelesen hatte.
Es war ein dunkler Deutscher Schäferhund, der lediglich die Läufe und einige wenige Körperpartien in hellbrauner Zeichnung hatte. Der damalige Unteroffizier der US-Armee, nahm sich des kleinen Hundes an und benannte ihn nach einer damals in Frankreich populären Puppe, Rin Tin Tin.
Im Alter von vier Jahren gelang Rin Tin Tin mit dem Film „The Man From Hell’s River“ der Sprung auf die Leinwand. Die Kritiker bezeichneten ihn im Vergleich zu seinem Vorgänger Strongheart als wenig spektakulären Hund, allerdings sah die Breite Masse des Publikum dies anders.
Mit seinem nächsten Film im Jahre 1923, der unter dem Titel „Where the North begins“ erschien, verdrängte Rin Tin Tin seinen Rivalen Strongheart endgültig und machte seinen Besitzer Duncan reich.
In mehr als vierzig Filmen, zumeist von Darryl F. Zanuck geschriebenen B-Westem, wirkte Rin Tin Tin mit, sprang über Abgründe, kämpfte mit Pistoleros, sauste durch Flammen und rettete Menschen das Leben.
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 6 Jahren
So wurde Rin Tin Tin zum Megastar und bekam Fanpost und soll angeblich auf dem Höhepunkt seiner Karriere einen eigenen Chauffeur, einen eigenen Koch und einen eigenen von der Filmfirma Warner Bros. gestellten Bungalow gehabt haben.
Im Gegensatz zu seinen menschlichen Stummfilmkollegen überstand er die Umstellung auf den Tonfilm unbeschadet und war sogar für einige Jahre der Star einer regelmäßigen Radiosendung.
Rin Tin Tins Erbe
Erstlich trat 1927 trat Rin Tin Tin junior, einer seiner Söhne in dem Film „Hills of Kentucky“ auf, als Welpe an der Seite seines berühmten Vaters. Der Vater selbst drehte 1931 drehte Rin Tin Tin im Alter von 13 Jahren seinen letzten Film „The Lightning Warrior“. Im Jahr darauf verstarb er im Alter von vierzehn Jahren.
Sein bereits filmerprobter Sohn übernahm nahtlos die Rolle des tapferen Heldenhundes, war in seinem Realleben allerdings weniger heldenhaft. So schlief er 1936 seelenruhig im Nebenzimmer, als Einbrecher das Duncan-Haus in Hollywood ausraubten.
Zum Ende der 30er Jahre nahm die Rin Tin Tin-Begeisterung merklich ab und Lee Duncan zog sich vorübergehend aus dem Filmgeschäft zurück.
Erst 1947 nach dem zweiten Weltkrieg, kehrte Rin Tin Tin mit dem Film „The Retum of Rin Tin Tin“ in die Kinos zurück. Mittlerweile war der heldenhafte Schauspieler in diesem recht erfolgreichen Comeback-Streifen ein weiterer Nachfolger von Rin Tin Tin (Rin Tin Tin III). Trotz des Erfolges entwickelte sich zu diesem Zeitpunkt keine neue Serie aus dem Film.
Zur Mitte der 50er Jahre wurde durch das gerade entstandene US-Fernsehen, die Hundelegende reaktiviert. Der vierbeinige Held flimmerte in 164 halbstündigen Schwarzweißepisoden mit dem Serientitel „The Adventures of Rin Tin Tin“ über die Bildschirme.
Auch Deutschland wurde in den 60er Jahren von dem charmanten Vierbeiner im Sturm erobert : Kavalleriesoldaten finden mitten im Wilden Westen einen ausgeplünderten Planwagen, in dem ein pausbäckiger Junge namens Rusty (Lee Aker) und sein braver Hund Rin Tin Tin stecken.
Weil Rin Tin Tin dem Colonel das Leben rettet, dürfen Rusty und Rinty als Regimentsmaskottchen im Fort Apache bleiben und fortan kräftig mit dafür sorgen, dass die Prärie von blutrünstigen Indianern und hinterlistigen Banditen gesäubert wird.(Text-Quelle: Lexikon berühmter Tiere, Eichborn-Verlag 1997)
Anfangs wurde Rin Tin Tin noch von einem Vierbeiner aus der Duncan-Zucht gespielt, aber da Duncan erhebliche Schwierigkeiten mit der Fernseharbeit hatte kam ein anderer Hund zum Einsatz. Golden Boy junior, genannt JR war ein Hund des Trainers Frank Barnes und erhielt 1958 und 1959 den „Patsy Award“.
Und was ein richtiger Filmstar ist, der wird in gefährlichen Szenen gedoubelt und so bekamen die Stuntdogs „Hey You“ und „Bearheart“ ebenfalls einen Job beim Gilm und ersetzten JR in den Kampfszenen.
Einen letzten Versuch die alte Rin Tin Tin Ära aufleben zu lassen gab es 1976, in dem die mittlerweile angestaubte Abenteuerserie mit neugedrehten Anfangs- und Endszenen, in denen ein Rin Tin Tin VII als angeblicher Nachkomme des ersten Rin Tin Tin auftrat.
Beerdigt wurde der Stammvater aller Rin Tin Tins übrigens in seinem Heimatland Frankreich und sein eigener Stern ist auf dem Walk of Fame in Hollywood zu bewundern.