Zunächst einmal, Hunde lernen ihr ganzes Leben lang.

Sie können nicht denken, sie lernen durch gedankliche Verknüpfung (Assoziation), wiederholten Erfolg oder Misserfolg und durch Beobachten und Imitation. Hunde beobachten ihre Menschen, wann immer es geht und haben ein sehr feines Gespür für unsere Stimmungen.

Aber auch unsere Körperhaltung, Stimmlage (hoch, tief, fröhlich, sicher, unsicher, aufgeregt, zittrig, panisch, aggressiv etc.) sowie unsere Körpergerüche, werden von Hunden genau registriert.

Hunde lernen individuell und je nach Rasse unterschiedlich und benötigen hierzu auch unterschiedliche Motivation und Erziehungshilfen. Nicht für jeden Hund ist das clickern geeignet, nicht jeder Hund lernt Agility, nicht jeder Hund eignet sich zum Fährten- oder Rettungshund.

Auch bei der Art der Motivation gibt es viele Unterschiede. Für den einen sind Leckerchen der Motor zum lernen, für den anderen ist es ein kurzes Ballspiel zwischendurch oder ein Stock den er tragen darf, wieder andere sind mit Streicheleinheiten Lob zu motivieren.

© sonne fleckl - Fotolia.com
© sonne fleckl – Fotolia.com

Ganz entscheidend beim Lernen sind Sie, denn wenn Sie nicht „gut drauf sind“, werden Sie und Ihr Hund keinen Spaß am lernen haben.

Versuchen Sie mal ihrem Hund etwas beizubringen, wenn Sie gestresst oder einfach schlecht gelaunt sind. Sie werden feststellen, der Lernerfolg wird schlecht oder gar nicht vorhanden sein.

Leider glaubt dann manch ein Hundehalter, dass sein Hund es einfach nicht verstehen will oder gar stur und bockig ist. Sicher, auch ein Hund hat seine guten- und schlechten Tage und das müssen wir ihm auch unbedingt zu gestehen.

Aber wenn unser Hund nicht das erlernt, was wir möchten, dann hat das eben doch zu meist mit uns zu tun.

Wir haben:

  • selber Stress oder Zeitnot
  • keine Geduld
  • nicht genügend Konsequenz gezeigt (heute darf er am Tisch betteln, im Restaurant aber nicht)
  • ständig neue Begriffe für ein- und dieselbe Übung (mal komm, mal hier her, mal zu mir)
  • den falschen Ort gewählt (zu viel Ablenkung)
  • den Hund überfordert (viel zu lange geübt, vorher nicht für Auslauf gesorgt oder zu große Lernschritte)
  • die Übung nicht logisch und konsequent aufgebaut
  • die falsche Tageszeit gewählt (auch ein Hund ist abends müde)
  • den Hund bedrängt
  • ihm Angst gemacht
  • seine Angst nicht gesehen oder Sie haben sie übergangen

Achten Sie also bitte immer auf den richtigen Zeitpunkt, den richtigen Ort, eine gute ausgeglichene Stimmung bei Ihnen und dem Hund und eine gut aufgebaute, konsequent durchgeführte Übung.

Und bedenken Sie bitte immer, Hunde sind keine Automaten, die auf Fütterung (Leckerlie) immer und fehlerfrei zu reagieren haben. Hunde können sich nicht stundenlang konzentrieren und Hunde müssen auch unbedingt ihren Bedürfnissen (spielen, schnuppern etc.) nach gehen können.

© CallallooAlexis - Fotolia.com
© CallallooAlexis – Fotolia.com

Verlangen Sie nie zu viel, seien Sie bitte immer geduldig und unterstellen Sie bitte Ihrem Hund nicht, dass er Sie ärgern oder gar dominieren will, wenn es mal nicht so funktioniert. Rechnen Sie bei schwierigen Lernprozessen auch mit langen Lernzeiten, üben Sie lieber kurz aber regelmäßig und seien Sie bitte immer geduldig aber konsequent.

Ungeduld, Aggressivität, Schläge, Schreien, schmerzhafte Einwirkungen gleich welcher Art machen aus einem Hund (zunächst und auch nicht immer und schon gar nicht immer dauerhaft) zwar einen willigen, aber leider auch angstvollen Hund, der nicht aus Liebe, Respekt und Vertrauen heraus mit Ihnen arbeitet, sondern weil er Angst vor Ihnen hat.

Drei Beispiele wie ein Hund Verknüpfungen erlebt:

Der Hund geht immer angstfrei die Treppe im Haus hoch. Eines Tages, fällt z.B. eine Tasse beim tragen runter und zerscheppert laut auf den Stufen, ausgerechnet in dem Moment, als der Hund die Treppe betritt.

Der Hund erlebt das Geräusch der auf die Treppe gefallenen Tasse genau in dem Moment, als er die Stufen betritt. Er erschrickt und verknüpft nun dieses Geräusch mit seinem Verhalten, dass Ergebnis kann sein: Lieber nicht die Treppe besteigen, ich habe Angst vor der Treppe.

Beispiel 2:
Sie gehen mit ihrem Hund spazieren, er ist unangeleint. Als Sie einen anderen Hund sehen, werden Sie nervös und aufgeregt und rufen ihren Hund mit lauter, aufgeregter und strenger Stimme zu sich. Ihr Hund verknüpft Ihre Reaktion mit dem anderen Hund und lernt schlimmstenfalls, dass er auch laut und aufgeregt (bellen, knurren) reagieren muss oder wenn Sie angstvoll/panisch reagieren muss.

Beispiel 3:
Ihr Welpe weiß noch nicht, was Platz und Sitz bedeutet. Er setzt oder legt sich aber am Tag ständig hin, von ganz alleine, ohne Ihr zu tun. Wenn Sie nun jedes mal wenn er sich setzt „Sitz“ sagen und ihn dabei freudig loben, wird der sehr schnell das Wort Sitz mit seinem handeln (nämlich den hinsetzen) verknüpfen.

Zwei Beispiele wie ein Hund durch Erfolg oder Misserfolg lernt:

Beispiel 1:
Ihr Hund sieht auf der Strasse ein Katze, hetzt ihr hinterher und verjagt sie erfolgreich. Die Hatz hat ihm Spaß gemacht, entsprach seinen Trieben und die Katze ist aus seinem Revier verschwunden. Lernerfolg: Katze jagen bedeutet Revier wieder für sich haben, Spaß, gutes Gefühl, Befriedigung seiner Bedürfnisse, Erfolg.

Beispiel 2:
Ihr Hund springt an Ihnen hoch, um ihnen seinen Freude über Ihre Heimkehr zu zeigen, weil er aufgeregt ist, ein Leckerchen haben will oder aber einfach nur Ihre Aufmerksamkeit bekommen möchte. Lassen Sie sein hoch springen zu, bekräftigen Sie ihn vielleicht auch noch (uhii fein, toll) lernt er, durch Ihr Verhalten, dass er Aufmerksamkeit oder ein Leckerlie erhält. Er hat also Erfolg beim hochspringen.

Ignorieren Sie aber sein Verhalten, drehen sich weg und kümmern sich erst um ihn wenn er ruhig vor Ihnen sitzt, hat er zunächst mal einen Misserfolg erlebt. Hochspringen bringt nichts, führt nicht zum gewünschten Ergebnis.

Er lernt aber eine Ersatzhandlung, nämlich die, dass er begrüßt oder gestreichelt wird, wenn er sich ruhig verhält, Sitz oder Platz macht. Zeigen können Sie ihm dies in dem Sie sein nicht erwünschtes Verhalten ignorieren (nicht reden, nicht anschauen sondern wegdrehen) und ihn erst begrüßen oder Aufmerksamkeit schenken, wenn er ruhig ist.

Bedenken Sie bitte beim Lob und beim Tadel (ein klares Nein oder Pfui), der Hund kann dieses nur bis maximal 2 Sekunden nach seiner Handlung auch derselben zu ordnen.

Zwei Beispiele:

Beispiel 1:
Hund springt hoch – wegdrehen, ignorieren
Hund geht in den Platz, Sitz oder bleibt ruhig stehen, sofort loben und Leckerchen geben.

Gerade beim Thema hoch springen sollten Sie noch darauf achten, dass Sie sich zu Ihrem Hund runter beugen, damit er nicht in Versuchung gerät, das Leckerchen durch hochspringen zu ergattern.

Beispiel 2:
Der Hund hat, weil er eine Stunde allein musste, aus Langeweile, Frust oder Verlassenangst heraus Ihren neuen Teppich angeknabbert. Verständlicherweise sind Sie sehr verärgert und möchten Ihren Hund nur zu gerne Ihren Unmut zeigen.

© blumenkind - Fotolia.com
© blumenkind – Fotolia.com

Da sich aber Ihr Hund definitiv keiner Schuld bewusst ist und Sie ihn eben leider nicht im Flagranti erwischt haben, würden jedes strafende Wort, schimpfen, Scheiben usw. zum völligen Unverständnis bei Ihrem Hund führen. 

Lernen würde er schlimmstenfalls nur eines: Wenn ich alleine bin und Frauchen/Herrchen kommt wieder nach Hause kann es Ärger geben.

Viele meinen, dass ihr Hund sehr wohl ein schlechtes Gewissen hat, weil er ihnen schon an der Tür mit hängenden Ohren, runter hängender Rute oder geduckten Körper entgegen kommt. Wie aber oben schon erwähnt, Ihr Hund ist ein sehr guter Beobachter und er spürt sofort, nachdem Sie das Chaos erblickt haben, dass Sie verärgert sind.

Er merkt das an Ihrer Haltung, Ihrem Geruch und Ihrer Stimme. Einzig allein aus diesem Grund zeigt er Ihnen sein Repertoire an Beschwichtigungsignalen die die Botschaft haben- ich komme in guten Absichten- ich will Dir nichts tun – ich bin friedlich gestimmt -.

Wir können also seine Lernerfolge und sein Verhalten durch positive oder negative Bestärkung (und das völlig ohne Druck und Gewaltanwendung!) steuern.

Hunde lernen durch ständige Wiederholung und ausnahmslose Konsequenz

Zwei Beispiele:

Beispiel 1:
Sie möchten nicht, dass Ihr Hund am Tisch bettelt. Sie machen ihm wiederholt und immer wieder und zwar ohne Ausnahme klar, dass er am Tisch nichts bekommt. Schicken Sie den Hund in seinen Korb, bieten Sie ihm einen Platz unter dem Tisch an oder lassen Sie ihn in Ihrer Nähe ablegen. Der Hund lernt durch diese konsequente immer gleiche Verhaltenweise, dass er am Tisch keinen Erfolg (Futter) erleben wird.

Beispiel 2:
Sie möchten nicht, dass der Hund an die Tür rast (womöglich noch lauthals bellend) wenn es klingelt. Sie machen ihm immer wieder, auf dieselbe Weise klar (geh in Deinen Korb, mach Platz und Bleib), dass Sie die Tür öffnen und den Besucher begrüßen, nicht Ihr Hund. Wenn Sie das immer wieder und konsequent durchziehen, wird Ihr Hund das schnell (oder auch langsamer) erlernen.

Bitte das Loben nie vergessen!

Das Betteln am Tisch zu unterbinden vereinfacht übrigens auch das Mitnehmen des Hundes in ein Restaurant. Hat der Hund gelernt, dass er, wenn seine „Leute“ essen sich ruhig hinsetzen/legen muss und er ganz sicher nie und ohne Ausnahmen etwas vom Tisch bekommt, erspart das Ihnen und auch dem Hund viel Stress.

Bedenken Sie aber bitte immer, wenn ein Hund mit ins Restaurant kommt, sieht er nur Tisch- Menschen- und Stuhlbeine, wird mit tausenden von Gerüchen (Mensch und Essen und vielleicht noch ein weiterer Hund) konfrontiert und betritt zudem ihm fremdes (abzusicherndes) Gebiet.

Lassen Sie ihm die Zeit sich kurz zu orientieren und bieten Sie dann einen ruhigen, möglichst nicht im Gang befindlichen Platz an, wo er in Ruhe liegen kann.

Bedenken Sie bitte, das Hunde keine Diplomaten sind. Inkonsequenz Ihrerseits wird, von vielen Hund, umgehend ausgenutzt. Erwarten Sie bitte nicht, dass der Hund „schon erkennen wird“, dass das heutige füttern vom Tisch ja nur eine Ausnahme ist. Seien Sie sicher, einmal eine Ausnahme gemacht, können Sie, in der Regel, wieder von vorne anfangen.

Machen Sie es sich zu nutze, dass Ihr Hund sie ständig beobachtet. Zeigen Sie ihn durch Ihr Verhalten, Ihre Stimme und Körperhaltung, dass Sie mit seinem Verhalten zufrieden oder auch unzufrieden sind. Lernen Sie umgekehrt Ihren Hund zu beobachten und loben Sie ihn immer für gutes, gewolltes Benehmen und ignorieren Sie schlechtes, nicht gewolltes Verhalten. Zeigen Sie ihm bei ungewolltem Verhalten Alternativen auf – Nein da nicht – aber prima da darfst Du Dich hinlegen.

Rufen Sie das erlernte immer wieder mal ab, wenn Sie monatelang nicht mehr mit ihm üben, gerät das Erlernte auch wieder in Vergessenheit.

Üben Sie immer an unterschiedlichen Orten und in verschiedenen Situationen eine Übung, damit der Hund diese nicht nur mit einem bestimmten Ort verknüpft.

Sprechen Sie leise und freundlich mit Ihrem Hund. Umso besser erkennt er wenn Sie mal etwas lauter oder strenger werden, wenn Sie ihn von etwas abhalten müssen. Hunde haben sehr gute Ohren, es besteht also keine Notwendigkeit zu schreien.