Der Welpe

Der Welpe durchläuft nach seiner Geburt verschiedene Entwicklungsphasen 

In der Regel holen Sie einen Welpen ab der 8. Woche (früher keinesfalls) beim Züchter ab. Von der 8. bis 12. Woche befindet sich der Welpe in der sogenannten Sozialisierungsphase.

Der Welpe ist vollkommen unerzogen, muss erst eine Bindung zu Ihnen aufbauen, hört noch auf keinen Namen, ist möglicherweise verängstigt und unsicher, weil er das erste Mal getrennt von Mutter und Wurfgeschwistern ist, noch nicht stubenrein, schmuse- und spielbedürftig, kann keinesfalls alleine bleiben, muss alle 2-3 Stunden raus um sich zu entleeren, und muss von Anfang erzogen werden.

Die kommenden Wochen werden Sie fast ausschließlich mit ihrem neuen Bewohner beschäftigt sein. Sie sollten kaum Besuch haben, die Kinder erst mal etwas zurückhalten, da dies den Welpen in den ersten Wochen nur überfordert.

© Superingo - Fotolia.com
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Sie brauchen Geduld, konkretes Wissen um die Erziehung des Welpen (die sofort beginnen kann), eine gut geführte Hundeschule zum Besuch von Welpenspielstunden, Kreativität, viel Liebe und Zeit aber auch Konsequenz.

Natürlich sollten Sie auch genau wissen, was der Welpe frisst und wie oft er zu fressen bekommt. Ein Körbchen zum Kuscheln, Wasser- und Futterschale, Spielsachen und Kauknochen, Leine und Halsband haben Sie natürlich vorher schon besorgt. Alles was der Welpe in den kommenden Wochen lernt, an positivem und negativem, wird sich in seinem späteren Leben auswirken.

Wenn Sie sich in dieser Phase ganz besonders viel Zeit nehmen, werden Sie gute Chancen haben, mit einem Hund zu leben, der gut sozialisiert ist und:

  • mit anderen Hunden, Tieren
  • Menschen
  • Geräuschen (Gewitter, Donner, Silvester, heruntergefallenes Geschirr, klingeln an der Haustür, Staubsauger etc.)
  • und Situationen (Stadt, Schwimmen, Verkehr, Jogger, Fahrrad- und Mofafahrer, Tierarzt, Einkaufen, alleine bleiben, Besuch, Auto fahren, Urlaub, Hotel, Kinder etc.) zurechtkommen wird.

Es ist eine wunderschöne und aufregende Zeit, aber auch anstrengend und zeitintensiv.

Bitte seien Sie sich dessen bewusst!

Der Erwachsene Hund

In der Regel sind Hunde die wir aus dem Tierheim, von anderen Tierorganisationen oder aus dem Ausland holen, bereits erwachsen. Meistens wissen die Mitarbeiter nicht, unter welchen Umständen der Hund bisher gelebt hat, was er für Erfahrungen gemacht hat und auch über seine Eigenschaften und sein Verhalten können wir oft nur wenig erfahren.

© Budimir Jevtic - Fotolia.com
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Das muss nun keinesfalls bedeuten, dass Hunde aus „zweiter Hand“ oder dem Ausland immer nur schwierig sind, aber es ist sicherlich empfehlenswert, sich darauf einzustellen, dass wir mit Problemen rechnen müssen.

Viele dieser Hunde haben entsetzliches hinter sich gebracht, sind geschlagen und misshandelt worden, haben sich ihre Nahrung in Mülltonnen oder auf den Straßen zusammen gesucht und konnten zu Menschen keine vertrauensvolle Bindung aufbauen.

Andere Tierheimhunde kommen aus Familien die sich aus familiären Gründen von dem Hund trennen mussten und sind durchaus sozialisiert, erzogen und dem Menschen nah, haben aber durch die Trennung auch seelischen Schaden genommen. Viele sind bereits mehrfach vermittelt worden, sind immer wieder ins Tierheim zurückgekommen und haben dadurch natürlich weitere Verhaltensprobleme und Ängste aufgebaut.

Es spricht absolut nichts dagegen sich einen Hund, egal wie viel oder wie wenig wie über ihn wissen, aus dem Tierheim zu holen!

Allerdings sollte man sich dessen bewusst sein, dass es möglicherweise sehr lange dauern kann, bis der Hund Vertrauen fassen kann und sich seine Probleme lösen lassen.

Es wird viel Zeit, Geduld, Aufmerksamkeit, Wissen und Liebe brauchen, um einen Hund der schlechte Erfahrungen gemacht hat, Ängste, Unsicherheiten oder sogar Verhaltensstörungen zeigt, wieder zu einem glücklichen Hund zu machen.

Ich selber habe zwei bereits erwachsene Hunde aus Portugal und der Türkei aufgenommen. Das erste halbe Jahr war für uns alle nicht ganz einfach, die Hunde und ich mussten viel lernen, ich investierte viel Zeit und auch Geld, denn ohne Hundetrainer kam ich bei manchen Problemen damals nicht weiter.

Als „Hundeanfänger“ war ich manchmal ganz schön überfordert und musste mich selber immer wieder neu motivieren.

Aber die Liebe zu meinen Hunden, die kleinen Schritte des Erfolges und das wachsende Vertrauensverhältnis haben mir immer wieder Mut gemacht und uns letztendlich zu einem gut funktionierenden Rudel zusammen geschweißt.

Scheuen Sie sich also nicht einen Hund aus dem Tierheim zu holen. Versuchen Sie so viel Informationen wie nur möglich über den Hund zu erfahren, fragen Sie, ob er Kinder mag, ob er alleine bleiben kann (wenn nicht auch ein erwachsener Hund kann das lernen), was er für Ängste hat, wie er sich mit anderen Hunden verträgt. Gehen Sie ein paar mal ihm spazieren, beschäftigen Sie sich mit ihm und machen Sie sich ihr eigenes Bild.

Wenn Sie sich das nicht zutrauen, fragen Sie jemanden der schon Erfahrungen mit Hunden hat, ob er sich mit Ihnen gemeinsam den Hund Ihrer Wahl anschaut.

Bedenken Sie bitte nur, dass es dem Hund erspart bleiben sollte, möglicherweise ein weiteres Mal wieder zurück ins Tierheim zu müssen und muten Sie sich nicht zu viel zu. Suchen Sie sich Hilfe, wenn Sie nicht sicher sind und bedenken Sie bitte immer; Ihr neuer Begleiter braucht Zeit, möglicherweise viel Zeit, um sich auf Sie, Ihre Familie, seine neue Umgebung usw. einzustellen.